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Ciao Brei! Ein paar Gedanken zum Start in die Familienkost

Spaghetti für Kinder

Irgendwann ist es so weit: Kleine Finger schnappen nach allem, was in Reichweite kommt. Die Augen werden ganz groß und fixieren genau, was da so auf den anderen Tellern liegt.  Und mit aller Energie und Standhaftigkeit, die einem kleinen, fast einjährigen Menschlein so zu Verfügung steht, gibt es zu verstehen: Ich. Will. Das.

Und nichts anderes mehr, vor allem keinen faden Brei so wie die Monate zuvor. Und so ist das dann: Ich esse ab jetzt Familienkost. Keine Diskussion! Das Baby wird langsam aber sicher zum Kleinkind. Und Mami verdrückt wieder eine kleine Träne, denn das Kind, das sich da mit Händen und Füßen gegen den Brei sträubt und seine Finger nach den Käsestücken auf dem Teller der kleinen Schwester ausstreckt, hat einen weiteren Schritt gemacht. Einen ganz schön entscheidenden.

Ab zehn Monaten geht’s los am Familientisch

Ab einem Alter von zehn Monaten, sagen Experten, können Kinder Schritt für Schritt am Familientisch mitessen. Das bedeutet dann: Statt Brei kann ab sofort all das, was der Familienesstisch hergibt, probiert werden. Klingt logisch und sinnvoll. Wenn das mit Theorie und Praxis nicht immer so ein Kreuz wäre. Denn die Umstellung ist manchmal gar nicht so einfach.

Da hat man jetzt monatelang einen Brei-Fahrplan ausgearbeitet, hat neue Nahrungsmittel nur schrittweise eingeführt und jeden Kürbis, jede Pastinake sorgfältig ausgewählt und zubereitet. Und jetzt will das Kind Emmentaler essen. Und Gurke. Und Wiener Würstchen. Mit zwei halben Zähnen.  Und zwar von einem Tag auf den anderen. Was davor war, ist egal. Ich will jetzt ein Stück von dem Spiegelei! Sofort!

Das Kreuz mit Theorie und Praxis

Und der Gedanke, einfach das anzubieten, was ohnehin auf den Tisch kommt, er klingt ja so praktisch. Im Alltag sah das bei uns aber eher so aus: Das normale Essen ist zu salzig /würzig/süß /was auch immer, deswegen muss entweder eine Extra-Portion fürs Baby zubereitet werden. Oder die Eltern geben sich mit dem ungewürzten Essen zufrieden.

Danach stellt man fest, dass die Nudeln jetzt gut ankamen, der Brokkoli aber geflissentlich ignoriert wurde (stattdessen liegt er jetzt unterm Tisch, zusammen mit den Brötchenkrümeln und den Käsestücken vom Frühstück). Die große Schwester macht da gerne mit, denn auch sie mag Nudeln „mit ohne Soße“ viel lieber und weil es so schön ist, landet ihr Brokkoli auch gleich mit unterm Tisch.

Mama kämpft, um beiden Kindern wenigstens ein winziges Brokkoli-Stückchen schmackhaft zu machen. Kinder weigern sich und schmeißen jetzt auch noch die Mandarinenstücke vom Nachtisch unter den Tisch. Am Ende der Mahlzeit ist man total erschöpft, muss erst einmal eine halbe Stunde lang unterm Tisch saugen und putzen und denkt wehmütig daran, wie schön das war, als man dem Baby-Kind einfach in fünf Minuten flott den Brei eingeflößt hat. Inklusive Brokkoli.

Zumal Kinder, sobald sie mit der Familienkost anfangen, einen unbändigen Willen entwickeln, sich alles selbst in den Mund zu stecken. Was ja auch gut ist! Denn wie sonst sollen sie es lernen. Bedeutet aber auch: Nach dem Saugen nochmal 20 Minuten fürs Waschen und neue Einkleiden der Kinder einplanen.

Neues kennenlernen, neugierig sein, ausprobieren

Und dennoch: Es ist so schön zu sehen, wie es den Kleinen schmeckt. Wie sie die Lebensmittel, die sie aus dem Brei ja im Grunde schon kennen, nochmals neu entdecken. Weil jetzt neue, entscheidende Faktoren hinzukommen: Die Haptik und die neue Lebensmitteltextur. Wie fühlt sich das in der Hand an? Wie führe ich es zum Mund? Und erst das Gefühl, das das Lebensmittel im Mund hinterlässt! Unsere beiden Kinder sind beide große „Konsistenzesser“, wie ich zu sagen pflege. Nur so kann ich mir erklären, warum beide Granatapfelkerne lieben (die ploppen so schön im Mund) und wieso die Große Gemüse ausschließlich dann isst, wenn es noch knackig ist (zu lang gekochter Blumenkohl? Igitt!!!). Durch die Art wie Kinder das Essen neu entdecken, neu fühlen, lernen sie mit Spaß das Lebensmittel zu schätzen, oder nicht. Auch das gehört dazu. Für die Ernährungserziehung ist diese Phase unersetzlich.

Und das ist ja das Schöne daran: Neues zu entdecken. Seine Kinder auf diesem Weg zu begleiten. Kreativ zu sein. Und dann zu merken: Ja, genau so ist es richtig. Avocado unterm Tisch? Egal. Die andere Hälfte ist nämlich in glücklichen Kindermündern gelandet, die einen jetzt gerade sehr zufrieden anlachen.

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Seid ihr auch gerade unsicher, wie der Start in die Familienkost am besten klappen kann? Dann schaut mal bei unseren Tipps nach.

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