Ernährung Milch & Co. Ratgeber

Welche Milch ist gut für mein Kleinkind?

Milch für Kleinkinder

Kuhmilch, Kindermilch oder doch lieber Soja- oder Nussmilch*? Wir haben einige wichtige Punkte zusammengefasst, die ihr über beliebte Milchsorten und ihren Einsatz in der Kleinkind-Ernährung wissen solltet.

Mit dem ersten Geburtstag wird ein Baby zum Kleinkind – und auch in punkto Ernährung ändert sich manches. Die Umstellung zur sogenannten Familienkost steht jetzt an – nach und nach nehmen die Kinder an den Mahlzeiten der Familie teil und essen mit, was auch beim Rest der Familie auf den Tisch kommt. Und auch beim Thema Milch gibt es nun neue Rahmenbedingungen: Viele Eltern haben im ersten Lebensjahr auf Milch verzichtet oder sie nur zur Zubereitung von Getreide-Milch-Brei verwendet. Mit dem Ende der Babyzeit wird das Thema Milch nun aber endgültig aktuell.

Übrigens: Muttermilch kann es natürlich weiterhin geben – auch bis ins Kleinkindalter hinein. Wir wollen uns hier mal auf die Milchsorten konzentrieren, die es neben der Muttermilch noch so gibt.

Das große Fragezeichen vor dem Supermarktregal

Dabei gibt es einiges zu klären. Denn blickt man in ein herkömmliches deutsches Supermarktregal, stellt man schnell fest: Die Liste an Alternativen zu Kuhmilch ist mittlerweile ellenlang – von Sojamilch über verschiedene Nussmilchen bis hin zu Reis- oder Hafermilch.

Nicht zu vergessen die Kindermilch, die speziell für Kleinkinder im zweiten und dritten Lebensjahr hergestellt wird und die sich in ihrer Zusammensetzung an den besonderen Bedürfnissen im Kleinkindalter orientiert. Da stellt sich natürlich schnell die Frage: Was ist denn nun gut für mein Kind?

Mit unseren Ernährungsexperten haben wir uns die beliebtesten Milchsorten einmal angesehen.

Kuhmilch

Kuhmilch ist ein natürliches Produkt, wenngleich es heutzutage stark verarbeitet wird, um die Milch haltbar zu machen. Das Wort „pasteurisieren“ hat sicherlich jeder schon mal gehört. Dabei wird die Milch für 15 bis 30 Sekunden auf 72 bis 75 °C erhitzt. Daneben wird sie homogenisiert – das bedeutet, dass die enthaltenen Fettkügelchen unter hohem Druck zerkleinert und dadurch gleichmäßig in der Milch verteilt werden.

Milch gibt es mit unterschiedlichem Fettgehalt – gängig sind 1,5 Prozent und 3,5 Prozent Fett. Der Unterschied: Natürlich der Fettanteil und damit auch etwas weniger gesättigte Fettsäuren sowie weniger Energie und Kalorien für die fettreduzierte Milch.

Und dann gibt es noch H-Milch, die ultrahocherhitzt wird und damit noch länger haltbar ist als Frischmilch. Deswegen kann man sie auch bei Zimmertemperatur lagern. Kleiner Nachteil: ein Teil der B-Vitamine (einer der wichtigsten Pluspunkte der Kuhmilch) geht bei dem Verfahren verloren. Wobei H-Milch durchaus eine praktische Alternative für die Vorratshaltung ist – beispielsweise wenn man nämlich mal vergessen hat, Frischmilch zu kaufen und die Kinder nach ihrer Milch rufen.

Einer der bekanntesten Milchbestandteile ist sicherlich das Calcium. Es ist unabdingbar für den Knochenbau, den Zahnschmelz und auch für die Arbeit des Muskelapparats. Großer Vorteil von Kuhmilch: Das enthaltene Calcium kann besser vom Körper aufgenommen werden als das in zahlreichen Milch-Alternativen künstlich zugesetzte Calcium. Ein dickes Plus für das natürliche Produkt!

Außerdem findet man in Kuhmilch die Vitamine A, B1, B2, B12 und zudem geringe Mengen von Eisen, Jod, Magnesium und Zink, Folsäure und Vitamin D. Ein 200ml-Glas Milch mit 3,5 Prozent Fettanteil kann – bezogen auf Kleinkinder – einen Teil des täglichen Vitamin A- (10%), Vitamin B2- (50%) und Vitamin B12-Bedarfs (80%) sowie 40 % des täglichen Calcium-Bedarfs decken.

Achtet bei der Kuhmilch auch auf die Menge der täglichen Portionen. Denn die Menge an tierischem Eiweiß sollte pro Tag nicht unendlich sein, wie ihr auch in unserem Artikel zum Thema Eiweiß für Kleininder nachlesen könnt. Als Richtlinie werden für Kleinkinder bis zum 3. Geburtstag pro Tag 300 bis 330 ml Kuhmilch empfohlen. Diese Menge sollte reduziert werden, wenn zusätzlich auch viele Milchprodukte gegessen werden. So entsprechen 30g Weichkäse oder 15g Schnittkäse jeweils 100 ml Milch. Auch Quark, Joghurt und Frischkäse gehören zur Gruppe der Milchprodukte.

Kindermilch

Kindermilch ist eine Mischung aus Magermilchpulver, zugesetztem Milchzucker, pflanzlichen Ölen, zugesetzten Mineralien, Vitaminen sowie teilweise zugesetzten Ballaststoffen und Probiotika. Energetisch bestehen kaum Unterschiede zu einer teilentrahmten Milch mit 1,5 bis 1,8 Prozent Fett.

Der entscheidende Unterschied ist eine auf die Bedürfnisse von Kleinkindern zugeschnittene Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. So findet man einen höheren Anteil an ungesättigten Fetten, auch der Anteil an Eisen, Vitamin C und Vitamin D ist höher als der vergleichbare Wert in Kuhmilch. Weitere zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe sind Vitamin E, Zink und Jod. Die Calciumzufuhr entspricht in etwa der von Kuhmilch.

Gut zu wissen: Der Eiweiß-Gehalt in Kindermilch ist reduziert – ein wichtiger Punkt, da Kleinkinder in Deutschland sehr häufig vergleichsweise viel Eiweiß zu sich nehmen. Studien zur Kleinkind-Ernährung sehen einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Zufuhr von Eiweiß im Kleinkind-Alter und späterem Übergewicht (mehr Details erfahrt ihr in dieser Infografik).

Mehr zum Thema Kindermilch findet ihr in unserem Übersichtsartikel mit den 8 wichtigsten Fakten zum Thema Kindermilch.

Sojamilch

Für die Herstellung von Sojamilch werden Sojabohnen eingeweicht, gemahlen, gekocht und schließlich filtriert. Die daraus gewonnene Flüssigkeit stellt den sogenannten Sojadrink dar, aus dem auch Tofu hergestellt wird.

Sojamilch ist sehr eiweißreich, allerdings kann das enthaltene Eiweiß weniger gut verwertet werden als das in Kuhmilch enthaltene Eiweiß. Sie ist laktose- und glutenfrei und daher bei bestehenden Unverträglichkeiten eine beliebte Alternative – ebenso im Rahmen einer veganen Ernährungsweise.

Sojamilch in der naturbelassenen Form ist sehr kohlenhydratarm – allerdings ist sie oftmals mit Zucker gesüßt oder kommt als Variante mit Schoko- oder Vanillegeschmack daher – und wird dann schnell zur Kalorienbombe. Calcium wird oft beigesetzt – das lässt sich leicht an der Packung ablesen. Ihr Vitamingehalt ist etwas niedriger als der von Kuhmilch.

Was Sojamilch allerdings komplett fehlt, ist Vitamin B12 – daher ist sie auch keine alleinige Milchalternative für Kleinkinder, die dieses Vitamin unbedingt benötigen (lest dazu auch unseren Artikel zur veganen Ernährung von Kleinkindern).

Hafermilch

Hafermilch wird aus Vollkorn-Haferflocken und Wasser hergestellt. Dazu werden die Flocken in Wasser eingeweicht und püriert. Nach einer kurzen Fermentationsphase wird der Haferbrei gefiltert – die entstehende Flüssigkeit ist die Hafer-„Milch“. Teilweise werden noch Zusatzstoffe wie etwa Calcium oder Stabilisatoren hinzugefügt und das Produkt durch Ultrahocherhitzen haltbar gemacht.

Hafermilch ist im Vergleich zu Kuhmilch und anderen „Milch“-Sorten eher eiweißarm, beinhaltet aber die „richtigen“ Eiweiße, die besonders wichtig für den Körper sind. Sie ist fettarm, cholesterinfrei und enthält viele ungesättigte Fette. Zudem ist sie frei von Laktose und Eiweiß, kann als Getreidemilch aber Gluten enthalten (Hafer an sich ist glutenfrei, durch eine Durchmischung beim Anbau und bei der Produktion kann es aber dennoch sein, dass auch in Hafermilchsorten Gluten enthalten ist – deshalb sollten Menschen zB mit Zöliakie gut auf die Angaben auf der Packung schauen). Sie hat mit den höchsten natürlichen Zuckeranteil innerhalb der Milchalternativen und ist daher teilweise so süß wie Softdrinks. Dafür punktet sie mit mehr Ballaststoffen als andere Milchalternativen.

Aber: Auch Hafermilch enthält kein Vitamin B12 und ist daher im Rahmen einer ausgewogenen Kleinkind-Ernährung keine ausschließliche Alternative. Ab und zu ein Glas kann aber auch kleineren Kindern durchaus schmecken.

Reismilch

Für die Herstellung wird gekochter Vollkornreis püriert, mit Wasser vermischt und gefiltert. Reismilch ist laktosefrei, milcheiweißfrei sowie glutenfrei, enthält aber so gut wie kein Eiweiß. Durch zugesetztes Pflanzenöl enthält sie einen kleinen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Sie hat einen sehr hohen Kohlenhydratgehalt, wovon ein Großteil aus Zucker stammt. Als Milchersatz für Kleinkinder und Kinder unter 5 Jahren ist sie eher nicht geeignet – wer sich noch weiter in die generelle Thematik von Reisprodukten einlesen möchte, sollte sich die interessanten FAQs unter diesem Link ansehen.

Fun Fact am Rande: Für Erwachsene ist Reismilch durchaus empfehlenswert – durch ihre leicht isotonische Wirkung beispielsweise nach sportlichen Aktivitäten als Alternative zu den herkömmlichen Sportgetränken.

Mandelmilch

Mandelmilch entsteht durch die Mischung von Mandelmehl mit Wasser. Nach einer Ruhephase entsteht eine milchartige Konsistenz. Diese Flüssigkeit wird dann abgeseiht und oftmals noch mit Zucker, Honig oder Agavendicksaft gesüßt.

Naturbelassene Mandelmilch enthält durch das Einweichen und das Filtern kaum Calcium, Vitamine und Mineralstoffe. Der Fettanteil entspricht dem von Kuhmilch – als Nussmilch enthält Mandelmilch aber natürlich ausschließlich pflanzliche Fette. Der Zuckergehalt ist niedrig, allerdings nur bei ungesüßten Varianten – durch zugesetzte Süße, beispielsweise durch Agavendicksaft, enthalten viele Mandeldrinks eine große Menge Fruchtzucker.

Auch bei dieser Milch-Alternative stellt sich die Problematik des fehlenden Vitamin B12. Zudem kann die Aufnahme von Jod durch die mandeleigenen Nährstoffe etwas herabgesetzt werden. Zusammengefasst ist also auch Mandelmilch keine alleinige Alternative für Kleinkinder.

Fazit in Kürze

  • Kuhmilch ist nach wie vor die Milch der ersten Wahl für Kinder unter 3 Jahren.
  • Das Eiweiß in tierischer Milch ist besonders „wertig“ und das enthaltene Calcium kann vom Körper besser aufgenommen werden. Als natürliches Lebensmittel ist Kuhmilch (und deren weitere Produkte) daher in der Ernährung von Kleinkindern unverzichtbar.
  • Kindermilch punktet durch ihre enthaltenen („guten“) pflanzlichen Fette, zugesetzte Mineralstoffe und Vitamine sowie ihren niedrigeren Eiweißgehalt. Durch ihre auf die Bedürfnisse von Kleinkindern zugeschnittene Zusammensetzung stellt Kindermilch eine optimierte Variante dar, die sich leicht in den täglichen Speiseplan integrieren lässt.
  • Und der sieht idealerweise so aus: Empfohlen werden für Kleinkinder allgemein 3 Portionen Milch und Milchprodukte am Tag – neben Milch in flüssiger Form können das auch Joghurt, Quark oder Käse sein.
  • Pflanzen- und Nussmilchen können den Speiseplan ergänzen, sie sollten aber in der Kleinkind-Ernährung niemals als alleiniger Ersatz gegeben werden – vor allem weil wichtige Vitamine wie B12 oder D fehlen oder nur minimal enthalten sind.
  • Zudem sollte man unbedingt darauf achten, dass in vielen der alternativen „Drinks“ Zucker zugesetzt ist (auch Zuckeralternativen wie Agavendicksaft zählen dazu!), was zwar gut schmeckt, aber die Kalorienzufuhr stark erhöht.

*Allgemeiner Hinweis: Nach aktueller Rechtsprechung dürfen pflanzliche Milchsorten nicht mehr als „Milch“ bezeichnet werden, da dies der tierischen (Kuh)Milch vorbehalten ist. Der Einfachheit halber bezeichnen wir sie hier dennoch als „Milch“ – auf den Packungen findet ihr oft den Begriff „Drink“ – also Sojadrink, Reisdrink etc.

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