Ernährung Ratgeber Zucker

Ab wann soll mein Kind Zucker essen?

Kleinkind mit einer Waffel in der Hand

Schon alleine die Formulierung der Überschrift zu diesem Text ist gar nicht so einfach. Ab wann soll mein Kind Zucker essen. Oder schreibt man nicht besser: Ab wann KANN mein Kind Zucker essen? Oder, nochmal eine andere Perspektive: Ab wann DARF mein Kind Zucker essen?

Das Ganze zeigt ziemlich gut das Dilemma in dem viele Eltern stecken, wenn ihre Kinder vom Baby- zum Kleinkindalter wechseln: Zucker spielt erst einmal keine große Rolle. Süßigkeiten wie Kuchen oder Eis sind noch weit entfernt. Das Baby wird gestillt, dann bekommt es Beikost aus Gemüse, Obst, Fleisch und Milch(produkten).

Vom Baby zum Kleinkind – und alles ist anders?

Mit dem ersten Geburtstag wird dann oftmals ein Schalter umgelegt. Dann gibt es das erste Stück Kuchen. Oder eine Kugel Eis. Aber ist das nicht auch zu früh? Erst ein Jahr totale Enthaltung und dann gleich die volle Packung an Süßigkeiten? Kann das gut sein für mein Kind? Die gute Nachricht ist: Eltern können das Thema entspannt angehen. Denn im Grunde darf jeder für sich selbst definieren, was das Kind bekommen soll und wann. Manche Eltern geben ihrem Kleinkind bewusst Süßes, damit es lernt, dass es das gibt, aber eben nicht immer. Andere Familien versuchen, die zuckerfreie Phase so lange wie möglich zu halten – und das bedeutet weit bis über den ersten oder auch zweiten Geburtstag hinaus.

Süßigkeiten aus ernährungswissenschaftlicher Sicht

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sieht es so aus: Kinder lieben Süßes, weil die Vorliebe für Süßes angeboren ist. Gleichzeitig ist es aber so, dass Kinder in den modernen westlichen Gesellschaften viel zu viel Zucker zu sich nehmen. Und das kann auf Dauer dick und krank machen, Karies und Diabetes verursachen. „Der Zucker an sich macht nicht krank. Es ist die Menge, auf die es ankommt“, sagt die Münchner Ernährungswissenschaftlerin Dr. Bettina Dörr. Ganz im Gegenteil, meint Dörr, bräuchten Kinder die Energie, die der Zucker liefert.

Aber die empfohlene Höchstmenge von 25 Gramm Zucker am Tag (das entspricht der Faustregel: eine Kinderhand voll) ist eben schnell erreicht, gerade wenn in vielen Lebensmitteln Zucker enthalten ist. Diesen muss man auf die bewusst konsumierte Menge in Form von Schokolade und Co. hinzurechnen Was kann man Kleinkind-Eltern nun also raten? Vermutlich dieses: Hört auf eurer Bauchgefühl. Behaltet die Gesamtmenge an Zucker im Blick, gerade auch bei vermeintlich „ungefährlichen“ Lebensmitteln wie Saft oder Fruchtjoghurt. Wenn es sich gut für euch anfühlt, dass eure Kinder auch mal Gummibärchen oder Eis naschen – fein. Wenn ihr lieber weiterhin auf (zugesetzten) Zucker verzichten wollt : Auch fein. Wichtig ist, dass ihr euch damit wohl fühlt.

Zucker für Kleinkinder: So findest du das richtige Maß

Zusammen mit unseren Ernährungsexperten haben wir hier ein paar Tipps für euch zusammengestellt, mit denen ihr das Thema „Zucker“ entspannt angehen könnt.

  • Achtet bei Lebensmitteln auf den Zuckergehalt. Ob Zucker drin steckt, seht ihr auf der Zutatenliste beziehungsweise den Nährwertangaben. Je weiter vorne ein Zutat auf der Liste steht, desto höher ist der Anteil. Steht also als erstes „Zucker“ dann ist wirklich viel davon drin. Anhand der Gramm-Angaben könnt ihr sehen wie viel Zucker das Produkt beinhaltet. Beachtet dabei: Es gibt neben dem herkömmlichen Zucker auch weitere Süßungsalternativen wie Glukose, Saccharose oder Maltose. Es steht also nicht immer explizit „Zucker“ drauf, die Wirkung ist aber ähnlich.
  • Getränke können ganz schöne Zuckerbomben sein. Deswegen solltet ihr eurem Kind vor allem Wasser zu trinken geben. Ab und zu eine Saftschorle, idealerweise im Verhältnis 1:3 (1 Drittel Saft, 2 Drittel Wasser) gemischt ist auch okay. Ideal ist Saft mit 100 Prozent Fruchtanteil. Vorsicht bei der Bezeichnung „Nektar“, da ist der Fruchtgehalt weniger und es sind Wasser und Zucker beigemischt. Ideal ist beispielsweise naturtrüber Apfelsaft – der ist oftmals regional erhältlich enthalt die guten sekundären Pflanzenstoffe und Nährstoffe des Apfels.
  • Beim Backen könnt ihr die angegebene Zuckermenge easy um ein Drittel reduzieren. Schmeckt immer noch!
  • Besprecht euch in der Familie, wie ihr generell zum Thema Süßigkeiten steht. Wann gibt es etwas Süßes? Wohin kommen Süßigkeiten, die ihr geschenkt bekommt?
  • Grundsätzlich gilt: Eine Kinderhand voll pro Tag. Da zählt aber alles mit rein. Und eine Kinderhand ist nicht soooooo riesengroß.
  • Seid vorsichtig mit Zuckeralternativen. Auch wenn sie natürlich klingen wie Honig oder Kokosblütenzucker – auch sie sind Zucker und auch sie bringen eine Menge Kalorien mit. Mehr über das Thema findet ihr in unseren ausführlichen Vergleich der Zucker-Alternativen.
  • Setzt Süßigkeiten niemals als Belohnung ein. Das ist genau das falsche Signal.
  • Wenn euch jemand Süßigkeiten schenken möchte – sei es beim Bäcker oder bei der Nachbarin: Ihr könnt das auch ablehnen! Leider bekommen Kinder immer sehr viel zugesteckt. Das solltet ihr unbedingt kanalisieren. Und vorab mit den Kindern besprechen, was mit solchen Geschenken passiert.
  • In manchen Familien funktioniert eine Süßigkeiten-Schublade ganz gut. Diese sollte aber von den Kindern ohne euer Wissen nicht erreichbar sein.
  • Gelassenheit ist wichtig. Regeln auch. Eine Kombination aus beidem ist eine gute Balance. Kein Kind wird sofort dick, wenn es einmal zu viele Gummibärchen isst. Allerdings ist Übergewicht im Kindesalter ein ernstzunehmendes Problem. Denn im Kleinkindalter werden Essgewohnheiten geprägt, die oft ein Leben lang beibehalten werden. Ein gesundes Verhältnis zu Süßigkeiten und Zucker zu lernen, ist wichtig.
  • Seid Vorbilder! Kinder ahmen nach und schauen genau zu, was die Eltern essen. Wer Gemüse predigt und dann direkt in einen Schokoriegel beißt, ist nicht gerade glaubwürdig.
  • Kocht bunt und abwechslungsreich. Natürlich essen Kinder gerne Süßes, aber genauso gern essen sie so viele andere Dinge. Man muss sie ihnen nur zugänglich machen. Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme – es ist auch schmecken, fühlen, tasten, erleben. Wenn ihr euch mit euren Kindern darauf einlasst, werdet ihr sehen, wie offen sie für viele Dinge sind, die dann auf den Tisch kommen.
  • Und das Wichtigste: Ab und zu naschen ist absolut in Ordnung. Verbote bewirken oftmals das Gegenteil. Kinder sollten ein gesundes Verhältnis zu Süßem bekommen – auf die Menge und die Häufigkeit kommt es an. Dann schmeckt das Stück Schokolade oder der Keks noch so viel besser.

Foto: Fotolia #282659402 | Tomsickova

 

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