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Dein Kind ist ein Picky Eater? Diese Strategien helfen!

Mutter mit Banane in der Hand sieht Kleinkind zu wie es wegläuft

Picky Eater – diesen Begriff habt ihr vielleicht schon mal gehört. Übersetzt bedeutet es so viel wie „wählerische Esser“ und meint damit die Situation, dass kleine Kinder manchmal bestimmte Lebensmittel nicht mögen oder auch komplett verweigern. Das stresst Eltern mitunter sehr, denn wir sind ja bemüht, den Kleinen genug Nährstoffe und Vitamine und geben und haben dann schnell Sorge, dass die Kinder durch ihre wählerische Essweise unterversorgt sein könnten und sich Mangelerscheinungen einstellen.

„Nein das iss ich nicht! – Wie ihr damit umgeht und entspannt bleibt

Kürzlich erreichte uns eine Medienanfrage zum Thema Picky Eater und wir haben unsere Ernährungsexpertin Anne Heit gebeten, uns die Fragen zu beantworten. Ihr Feedback wollen wir auch euch nicht vorenthalten und haben euch das Interview mit Anne hier nochmals zusammengefasst. Wichtigster Tipp vorweg: Bleibt entspannt! Bevor ein Mangel auftritt muss viel passieren – meistens nicht die Kinder besser versorgt als man als Eltern so denkt.

Bei allen Unsicherheiten empfehlen wir euch, mit dem Kinderarzt/ der Kinderärztin zu sprechen. Auch bei den regelmäßigen U-Untersuchungen wird gecheckt, ob euer Kind gut entwickelt ist. Was ihr machen könnt, um den Alltag beim Essen entspannt zu gestalten, findet ihr in Annes Tipps:

Ab einem Alter von ungefähr zwei Jahren werden Kinder häufig sehr wählerisch beim Essen – woran liegt das?

Mit Beginn der Autonomiephase bei Kindern wird auch das Verhalten beim Essen wählerischer. Kinder versuchen sich abzugrenzen und Grenzen zu setzen. Das Essen bietet hier eine Grundlage.
 Hinzu kommt, dass Kinder eine andere Logik in Bezug auf Vorlieben haben als Erwachsene. Kinder bleiben gerne bei ihren Lieblingsspeisen und essen diese gerne auch über einen längeren Zeitraum. Während es für Erwachsene logisch erscheint, dass möglichst viel ausprobiert wird, erscheint es Kindern logisch, bei den Lebensmitteln zu bleiben, die ihnen schmecken. (Quelle: Pudel, Volker:
 So macht Essen Spaß! Ein Ratgeber für die Ernährungserziehung von Kindern. Beltz- Verlag 2002)

Was können Eltern machen, um ihr Kind zum Essen zu motivieren?

  • In erster Linie geht es darum, dem Kind Verständnis entgegenzubringen und es nicht zum Essen zu zwingen. Je mehr Druck auf das Kind ausgeübt wird, desto stärker hat es den Wunsch nach Autonomie und wird Widerstand aufbauen.
  • Eltern sollten neue Lebensmittel nicht extra präsentieren , sondern einfach in den Alltag einbauen, z.B. sich einen Apfel in das Müsli schneiden, Gemüsesticks mit Dip auf den Tisch stellen und selbst davon essen
.
  • Kinder lernen durch Nachahmung. Eltern können nicht erwarten, dass ihre Kinder Gemüseesser werden, wenn diese selbst nie Gemüse auf dem Teller haben
.
  • Kinder in den Kochprozess mit einbeziehen und spielerisch (!) mit Lebensmitteln vertraut machen
.
  • Keine Erwartungen haben. Kinder brauchen Zeit, um sich an Lebensmittel zu gewöhnen, das in ihren Augen komisch aussieht (z.B. Brokkoli). Während des Kochens haben Kinder die Möglichkeit, neue Speisen anzufassen, zu riechen und schmecken.

Druck und Zwang können mehrere Folgen hinterlassen, die sich durchaus in einem gestörten Essverhalten manifestieren können
.

Früher hieß es: „Was auf den Tisch kommt, wird gegessen.“ Was kann das bewirken? Und inwieweit sollten Eltern ihre Kinder gewähren lassen, wenn sie etwas nicht essen möchten?

Druck und Zwang können mehrere Folgen hinterlassen, die sich durchaus in einem gestörten Essverhalten manifestieren können
. Kinder sollten in ihren Grenzen akzeptiert werden, da Zwang beim Essen sich auf das Selbstvertrauen auswirken kann. Auch der Satz „Der Teller muss leer gegessen werden“ fördert den Verlust der körpereigenen Grenzen, was zu Essstörungen führen kann.

Besonders sensible Kinder haben tatsächlich Angst vor neuen Lebensmitteln. Hier ist es wichtig, gemeinsam mit den Kindern durch diese Angst zu gehen, indem sie beispielsweise am Kochprozess beteiligt werden.
 Auch ein Vergleich mit bereits bekannten Lebensmitteln kann hilfreich sein
. Bestimmte Gemüse und Obstsorten lassen sich auch beifügen, z.B. Karottenkuchen oder Gemüsesoße für Nudeln.

Ernährungswissenschaftlerin Anne Heit

Anne Heit ist Ernährungswissenschaftlerin und leitet eine Familienpraxis in Ispringen bei Pforzheim.

Wie kann Essen zubereitet werden, damit Kinder Spaß daran haben?

Kinder möchten gerne aufrichtig teilhaben. Idealerweise haben sie ein eigenes Brett, ein kindergeeignetes Messer oder andere altersgerechte Küchenwerkzeuge (z.B. Kochlöffel). Verwenden Sie wenn möglich ein Kinderkochbuch mit bunten Grafiken und einfachen Handlungsschritten. So können Kinder nachvollziehen an welchem Punkt der Essenszubereitung sie gerade stehen.
 Idealerweise wurde das Rezept gemeinsam ausgesucht. Kinder wählen Rezepte übrigens nach ihrem eigenen Schema aus. Finden Sie heraus, welches das ist.
 Schreiben sie einen Wochenessensplan mit wiederholenden Rezepten.

Worauf muss man bei der Ernährung von Kindern achten, damit sie alle  notwendigen Nährstoffe für ihre Entwicklung zu sich nehmen?

Eine ausgewogene Ernährung beinhaltet alle Lebensmittelgruppen der Ernährungspyramide. Dazu zählen hochwertige Kohlenhydrate wie sie etwa Vollkornnudeln enthalten, natürlich Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch sowie Milchprodukte und hochwertige Öle.
 Sollte ein Kind eine Lebensmittelgruppe nicht essen (z.B. Fleisch) und die Eltern sich unsicher sein, kann eine ausgebildete Ernährungsfachkraft (zertifiziert nach DGE, VDOE, VFED) eingebunden werden.
 Wichtige Nährstoffe für das Wachstum sind zum Beispiel Calcium, Eisen, B-Vitamine, Vitamin D und Ballaststoffe. Wichtig und beruhigend für die Eltern: Ein Nährstoffmangel tritt selbst bei zeitweiser einseitiger Ernährung eher selten auf.

Wichtig ist, die eigenen Ängste, beispielsweise in Bezug auf Gewichtszunahme und Nährstoffe nicht auf das Kind zu übertragen.

Ab wann ist Sorge um eine unzureichende Ernährung angebracht?


In unserer Familienpraxis prüfen wir wichtige Faktoren wie etwa die Blutwerte und die Gesamtmenge der Lebensmittel, die ein Kind isst. Ab einem bestimmten Wert empfehlen wir ärztliche Unterstützung. Das ist aber sehr selten der Fall. Anhand von Nährwertanalysen können wir die Nährstoffe aus der täglichen Ernährung überprüfen und uns ein Bild vom Essverhalten machen. Meistens ist die Sorge der Eltern unbegründet, jedoch liegt die Messlatte der Eltern zu hoch, was eine gesunde Ernährung angeht.

Wichtig ist, die eigenen Ängste (in Bezug auf Gewichtszunahme, Nährstoffe etc.) nicht auf das Kind zu übertragen.
 Die U-Untersuchungen beim Kinderarzt dienen dazu, um Entwicklungsstörungen auszumachen. Im Zweifel sollten Eltern eine Ernährungsfachkraft oder den Kinderarzt aufsuchen.

WEITERLESEN: MEHR ZUM THEMA

Mehr Tipps von Anne findest du in unserem ausführlichen Beitrag zum Umgang mit Picky Eaters. Auch unser Ernährungsfachmann Nicolas hat sich mit dem Thema Kritische Esser auseinandersetzt und gibt euch 6 Tipps bei kritischen Essern an die Hand.

Headerbild: iStock/nicoletaionescu

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