Ernährung Ratgeber

Elternwissen: Was ist eigentlich MOSH und MOAH?

Kleinkind mit Milchflasche in der Hand

Foto Adobe Stock / Fotoduets

Unser Thema heute:

  • Was kann ich mir unter MOSH und MOAH vorstellen?
  • Was hat das mit Schlagzeilen über Mineralölrückstände in der Babynahrung zu tun?
  • Wie reagiere ich als Verbraucher? Und auf was sollte ich achten?

Vielleicht sind euch ja schon mal die Fachbegriffe MOSH und MOAH begegnet. Sind da Fragezeichen in euren Augen? Können wir gut nachvollziehen. Denn manche Themen sind absolut wichtig, benötigen aber auch Erklärungen, um sie zu verstehen und einordnen zu können. Wir haben unsere Expertin Dr. Bettina Dörr gefragt, was es mit MOSH und MOAH auf sich hat und auf was Eltern dabei achten sollten.

Mineralöl in der Nahrung? 5 Fragen an die Ernährungswissenschaftlerin

Liebe Frau Dr. Dörr, es gibt vermutlich wenige Lebensmittel, die so gut untersucht und geprüft werden wie Säuglingsnahrung. Nun gibt es aber immer wieder Meldungen, dass Rückstände in bestimmten Produkten gefunden wurden. Was genau ist das und muss man sich als Eltern Sorgen machen?

Diese Meldungen über Rückstände in Lebensmitteln können einen schon ganz schön verunsichern, gerade wenn es auch den Bereich der Babynahrung berührt. Das Ganze wird aber mitunter ziemlich verkürzt dargestellt, deswegen hole ich mal etwas weiter aus.

Es werden zunächst einmal häufig zwei Begriffe in die Diskussion eingebracht: MOSH und MOAH. Bei diesen Abkürzungen handelt es sich um zwei unterschiedliche Gruppen chemischer Verbindungen, die im Mineralöl vorkommen. Da diese Verbindungen in unserer modernen Industriegesellschaft sehr weit verbreitet sind, können sie auch in Lebensmittel gelangen. Das kann durch die Verpackung geschehen, wenn beispielsweise recyceltes Papier, das mit Mineralölfarben bedruckt wurde, verwendet wird. Oder auch schon bei der Ernte über die eingesetzten Maschinen.

Für Säuglings- und Kleinkindnahrung gelten die strengsten Kriterien im gesamten Lebensmittelbereich.

Und wie ist das im Bereich der Baby- und Kleinkindnahrung?

Bei Babynahrungsprodukten wird besonders sorgfältig darauf geachtet, dass beispielsweise die Verpackung oder die Prozesse der Herstellung sicher sind. Manchmal sind diese Verbindungen aber auch schon in den Rohstoffen enthalten, beispielsweise in pflanzlichen Ölen und Fetten, wenn sie dort im Zuge der Herstellung hereingeraten sind. Deshalb werden bei der Auswahl der Rohstoffe für Säuglings- und Kleinkindnahrung ebenfalls höhere Maßstäbe gesetzt als für andere Lebensmittel. Wichtig ist aber zu wissen, dass es sich – sollte es vorkommen –  um kleinste Mengen handelt, die nicht als gesundheitsbedenklich einzustufen sind.

Für Säuglings- und Kleinkindnahrung gelten die strengsten Kriterien im gesamten Lebensmittelbereich. Das betrifft nicht nur den Gehalt an Schädlingsbekämpfungsmitteln oder Schwermetallen, sondern auch eben diese Mineralölrückstände. Dennoch gibt es keine 100-prozentige Garantie, dass nicht doch minimale Mengen in der Nahrung nachweisbar sind.

Sehr genaue Analyseverfahren entdecken bereits kleinste Mengen

Was heißt denn genau „minimal“?

Wir haben mittlerweile sehr genaue Analyse-Methoden. Die Ergebnisse bewegen sich da in einem Bereich, in dem man schon sehr viele Stellen hinter dem Komma hat. Und gerade weil das so ist, kommt es schon auch mal zu einer gewissen Messunsicherheit, die dann Einfluss auf das endgültige Testergebnis hat. Kleinste Veränderungen in die eine oder die andere Richtung können da schon einen Unterschied in der Bewertung ausmachen. Auf Fachebene wird übrigens aktuell daran gearbeitet, die Analyse-Standards weiter zu verbessern, um noch aussagekräftigere Testergebnisse zu bekommen.

Gerade im Bereich der Baby- und Kleinkind-Nahrung muss das Vertrauen in die Produkte natürlich absolut gewährleistet sein.

Und was heißt das nun für mich als Verbraucher*in?

Natürlich ist ganz klar, dass gerade im Bereich der Baby- und Kleinkind-Nahrung das Vertrauen in die Produkte absolut gewährleistet sein muss. Und die Schlagzeilen hören sich in vielen Fällen erst einmal erschreckend an. Aber, und das wäre unbedingt meine Empfehlung: Artikel und Testberichte in diesem sensiblen Themenbereich sollte man genau lesen und nicht nur die Überschriften betrachten. Denn oft werden Ergebnisse zu minimal enthaltenen Mengen so schlagzeilenträchtig kommuniziert, dass man meinen könnte, das entsprechende Lebensmittel wäre extrem schädlich.

Bei Unsicherheiten kann man auch immer nachfragen – es gibt gerade im Netz viele Experten, die Rede und Antwort stehen, übrigens auch bei den Herstellern der Produkte. In der Zeit von Instagram und Co sind die Informations- und Kommunikationswege auch recht kurz, das ist zu begrüßen. Und auch der Austausch mit anderen Eltern ist eine gute Sache. Ich rate immer zu einer guten Portion Gelassenheit, das tut meiner Erfahrung nach bei allem gut, auch bei der Ernährung.

Lebensmittel für Babys und Kleinkinder: Beim Einkauf auf das Etikett achten

Auf was sollte ich als Mutter oder Vater denn achten, um ganz sicher zu sein?

Beim Einkauf von Säuglings- und Kleinkindnahrung sollte man darauf achten, dass sie auch wirklich für diese Zielgruppe geeignet sind. Das ist nur dann der Fall, wenn diese Bezeichnung auch exakt so auf dem Etikett steht. Die Hersteller dieser speziellen Lebensmittelkategorie müssen für die Einhaltung der vom Gesetzgeber festgelegten strengen Grenzwerte „gerade“ stehen. Dabei sind die Grenzwerte der Diätverordnung am restriktivsten, wenn man sich den gesamten Lebensmittelbereich anschaut. Die Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder gehören aufgrund dieser speziellen Verordnung zur Zusammensetzung somit zu den absolut sichersten Lebensmitteln. Es ist schon wichtig, das auch mal zu betonen.

Dr. Bettina Dörr

Dr. Bettina Dörr

Zur Person

Dr. Bettina Dörr ist Ernährungswissenschaftlerin und beschäftigt sich seit vielen Jahren aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht mit dem Thema Ernährung. Eines ihrer Spezialgebiete ist dabei Regulatory Affairs. Dabei geht es um die Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen, beispielsweise bei der Zulassung neuer Produkte. In dieser Funktion berät sie  Unternehmen von der Produktidee bis hin zur Markteinführung. Für die Aktion Kleinkindernährungist sie als unabhängige Expertin tätig und in dieser Funktion Teil unseres erweiterten Redaktionsteams.

Mehr Informationen zu ihr findest du unter www.dr-bettina-doerr.de

Unser Expertenwissen für euch

Ihr wollt noch mehr wissen? Mit Bettina Dörr haben wir bereits in einem weiteren Interview über Schadstoffe in Baby- und Kleinkindnahrung gesprochen – lest gerne rein!

Falls ihr auch eine Frage an unsere Expert*innen habt: Schreibt und eine E-Mail an info@kleinkind-ernaehrung,de oder kontaktiert uns über unsere sozialen Kanäle Instagram und Facebook. Wir freuen uns auf eure Nachrichten!

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