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Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe: Was du mit Kleinkind wissen solltest

Grafik mit Kind und Süßigkeiten: ein Donut, eine Getränkedose

Zuckeraustauschstoffe. Das klingt im ersten Moment spannend und vor allen Dingen auch so wie „Alternative zum Zucker“ – den viele ja gerne nach Möglichkeit einsparen bzw. reduzieren möchten. Doch sind diese Zuckeraustauschstoffe auch gesund? Denn schließlich wird der Zucker ja ersetzt – aber durch was? Und sind diese Produkte dann auch für Babys, Kleinkinder und Kinder geeignet? Hier kommt unsere Übersicht, um euch diese Fragen zu beantworten.

Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe: Wo liegen die Unterschiede?

Gemeinsam haben die Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe erst einmal, dass die den herkömmlichen Haushaltszucker ersetzen. Beide werden auch mit dem Oberbegriff „Süßungsmittel“ bezeichnet und müssen in der Zutatenliste auf der Verpackung angegeben werden. Wie andere Zusatzstoffe auch müssen sie ein Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie in Lebensmitteln eingesetzt werden dürfen. Nur wenn sie als gesundheitlich unbedenklich eingestuft sind, werden sie zugelassen. Bei unverpackter Ware, beispielsweise im Restaurant oder beim Bäcker, müssen sie nur mit dem Klassennamen, also eben „Süßungsmittel“, kenntlich gemacht werden. Der Hinweis kann in der Speisekarte oder auf dem Preisschild stehen.

Süßstoffe: Extrem hohe Süßkraft

Kennzeichnend für die Süßstoffe ist zunächst einmal ihre sehr hohe Süßkraft – die bis zu 37.000-fach höher sein kann als die von Haushaltszucker. Zudem enthalten Süßstoffe sehr wenige bis keine Kalorien und sind auch nicht kariesfördernd. Ein Volltreffer als Alternative zum Haushaltszucker könnte man meinen! Nur ganz so einfach ist es leider nicht.

Da die Süßstoffe extrem stark süßen, ist eine „zuckerähnliche“ Dosierung nicht einfach. Die zwölf in der EU zugelassenen Süßstoffe (darunter Aspartam (E 951 – ist beispielsweise in Light-Getränken enthalten), Cyclamat (E 952) und Saccharin (E 954)) sind daher auch nur für bestimmte Lebensmittel und mit einer Höchstmengenbeschränkung erlaubt. Diese orientiert sich unter anderem am sogenannten ADI-Wert (das steht für acceptable daily intake). Da dieser das Körpergewicht einer Person berücksichtigt, muss zwischen Erwachsenen und Kinder differenziert werden.

Die Studienlage, beispielsweise zum Einfluss von Süßstoffen auf die Darmflora oder auch die Gehirnfunktion, ist in etlichen Bereichen noch ergebnisoffen. Stand jetzt gelten Süßstoffe als unbedenklich, sodass sie (theoretisch) auch von Säuglingen, Schwangeren und Kindern verzehrt werden dürfen.

Stevia als neuer Süßstoff: Die „natürliche“ Alternative?

Zu den zwölf Süßstoffen, die in der EUR zugelassen sind, zählt seit 2011 auch Stevia. Seine Süße wird aus der Steviapflanze extrahiert. Weil dies im Vergleich natürlicher wirkt als andere Süßstoffe erwartete man einen ziemlichen Hype, der aber schnell wieder abflachte. Der Geschmack von Stevia erinnert an Lakritz und hinterlässt ein zum Teil pelziges Mundgefühl. Außerdem sorgte es, wie auch andere Süßstoffe, für einen metallischen bis bitteren Nachgeschmack im Mund. Das ist vermutlich auch ein Grund, warum Stevia nicht ganz so populär wurde, wie zunächst angenommen. In Bio-Lebensmitteln ist der Zusatz von Stevia übrigens nicht erlaubt, da es nicht in Bio-Qualität erhältlich ist.

Zuckeraustauschstoffe: Wie Kaugummi zuckerfrei wird

Zuckeraustauschstoffe werden auch Zuckeralkohole genannt und sind (anders als die Süßstoffe) chemisch mit dem Zucker verwandt. Sie sind (mit Ausnahme von Erythrit) im Gegensatz zu den Süßstoffen nicht komplett kalorienfrei. Allerdings enthalten sie nur rund 2 bis 4 Kilokalorien pro Gramm und haben nur einen sehr geringfügigen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.

Auch die Zuckeraustauschstoffe müssen von der EU zugelassen sein, insgesamt sind es derzeit acht: Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Polyglycitolsirup (E 964), Maltit (E 965), Laktit (E 966), Xylit (E 967) und Erythrit (E 968).

Da Zuckeraustauschstoffe wie auch die Süßstoffe nicht kariesfördernd sind, werden sie sehr gerne in Lebensmitteln als „zuckerfrei“ oder „zahnschonend“ deklariert. So gibt es beispielsweise zuckerreduziertes Müsli, zuckerfreies Kaugummi, Bonbons oder Zahnpasta. Am häufigsten vertreten sind Xylit (Birkenzucker) und Erythrit (beste Verträglichkeit).

Vor- und Nachteile von Zuckeraustauschstoffen

Bei den Zuckeraustauschstoffen gibt es keine festgelegten Höchstmengen. Größere Mengen können allerdings zu Blähungen und Durchfall führen. Daher muss bei einem Anteil von über 10 Prozent des Gesamtproduktes der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“auf dem Etikett stehen. Die individuelle Toleranzschwelle kann allerdings unterschiedlich sein. Gerade bei Kindern ist es aber ratsam, auch Zuckeraustauschstoffe nur sparsam einzusetzen.

Ein Vorteil der Zuckeraustauschstoff ist, dass sie einen ähnlichen Geschmack und ein ähnliches Volumen wie Zucker haben. Daher werden sie in Lebensmittel ähnlich wie Zucker verwendet und verarbeitet. Auch zum Backen können sie verwendet werden. Allerdings ist es beim Backen einfach, Zucker zu reduzieren, ohne dass er ersetzt werden muss. Einfach 1/3 weniger Zucker nehmen als im Rezept angegeben und der Kuchen schmeckt immer noch. Unsere Expertin Bettina Dörr hat darauf schon mal in einem Interview hingewiesen (und noch ein paar weitere spannende Dinge zum Thema Zucker für Kleinkinder erzählt).

Weibliche Hände mit Zuckerwürfeln und Süßstoff-Pillen.

Sind Süßungsmittel eine Alternative zum Zucker?

FAZIT: Sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe eine Alternative?

Wie ihr gesehen habt, gibt es durchaus ein paar Vorteile, gerade durch die geringe Menge an Kalorien und die zahnschonenderen Eigenschaften der Süßungsmittel. Großes Aber: Für Kinder bieten sie keine komplette Alternative zum herkömmlichen Zucker. Denn gerade durch die sehr hohe Süßkraft besteht das Risiko, dass Kinder nicht lernen, ein gesundes Süßempfinden zu entwickeln – und das ist ganz essenziell.

Durch einen dauerhaft hohen Anteil an süßen Lebensmitteln wird die Prägung auf diesen „Süß“-Geschmack natürlich gefördert – und eben genau das ist nicht empfehlenswert. Denn Kinder sollen ja eben lernen, nicht immer gleich nach der süßen Variante zu verlangen – und das erreicht man eben nicht, wenn man ihnen grundsätzlich erstmal die süße Version anbietet, selbst wenn die kalorienfrei ist. Auf diese Weise lernen sie eben nicht, ein gesundes Verhältnis zu Süßem zu entwickeln.

Viel besser ist es, sich an den gängigen Ernährungsempfehlungen zu orientieren. Ein gutes Verhältnis zu Zucker und den Mengen, mit denen er eingesetzt wird, zu entwickeln, ist wichtig – für Kinder wie auch für Eltern. Süßmittel stellen jedenfalls keine gesündere Alternative zu Haushaltszucker dar. Wer sich gesund und ausgewogen ernähren möchte, sollte auf einen hohen Anteil von Gemüse und Obst in der täglichen Kost achten und auf frische Lebensmittel setzen. Dazu Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte, Hülsenfrüchte für pflanzliches Eiweiß, hochwertige Fette, Fleisch in Maßen, und regelmäßig Fisch – dann sind auch süße Speisen und Naschereien ab und zu völlig in Ordnung.

Quellen:

https://eatsmarter.de/blogs/der-ernaehrungs-doktor/zuckeraustauschstoffe
https://www.bzfe.de/lebensmittel/einkauf-und-kennzeichnung/novel-food/steviakraut-und-stevia-extrakte/
https://www.bfr.bund.de/cm/343/bewertung_von_suessstoffen.pdf
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/suessungsmittel-was-sind-suessstoffe-und-zuckeraustauschstoffe-81624

 

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Gerade natürliche Zuckeralternativen erscheinen oftmals als gesündere Alternative zum Haushaltszucker. Das stimmt aber nicht unbedingt, wie wir im unserem Artikel zu Süßungsalternativen wie Honig, Kokosblütenzucker und Co erläutern. Am besten ist es wirklich Zucker einzusparen. Wie das geht, kannst du in unserem Text zu Snacks (fast) ohne Zucker und in unserer Übersicht zu So entschärft ihr eure täglichen Zuckerbomben nachlesen.

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