Babyernährung Ernährung

Baby-led Weaning: Was ist das und wie läuft der Start?

Veröffentlicht am 12. September 2024
Mutter füttert Baby, das zusammen mit ihr am Tisch sitzt nach dem Prinzip von Baby-led Weaning.

Inhaltsverzeichnis

Dein Baby ist bereit für Beikost? Dann schau dir an, was du über Baby-led Weaning (BLW) wissen solltest – und welche Fehler du vermeiden kannst!

Irgendwann ist es soweit: Dein Baby bekommt nicht mehr nur Muttermilch (oder Säuglingsmilch), sondern probiert festere Nahrung. Viele Eltern fragen sich dann, wie der Übergang gelingt – und ob es Alternativen zum klassischen Brei gibt.

Die gibt es! Baby-led Weaning (BLW) ist eine beliebte Ergänzung oder Alternative zu Brei. Aber was bedeutet das genau? Und wie gelingt der Einstieg in diese selbstbestimmte Art des Essenlernens? Hier erfährst du, was BLW ausmacht und worauf du dabei achten solltest.

Dinge, die du wissen sollest – jetzt alle Infos in der Übersicht lesen!

Was ist Baby-led Weaning?

Beim Baby-led Weaning (BLW) können Babys bei der Beikost-Einführung direkt am Familientisch mitessen und dabei feste Nahrung zu sich nehmen – anstelle der traditionellen Fütterung mit (ausschließlich) Babybrei. Diese Methode soll eine selbstbestimmte Nahrungsaufnahme fördern, bei der die Kinder eigenständig entscheiden, was und wie viel sie essen mögen.

Das Konzept wurde von der britischen Gesundheitsberaterin Gil Rapley entwickelt. „Baby-led Weaning“ bedeutet übersetzt „babygeleitete Entwöhnung“ (von der Milch). Wobei du gerne so lange weiterstillen (oder Flasche geben) darfst wie es für dich und dein Baby angenehm ist – auch dann, wenn die Phase der Beikost auch schon wieder vorbei ist.

BLW zielt darauf ab, in kleinen Schritten von der Muttermilch bzw. Säuglingsmilch auf feste(re) Nahrung umzustellen, und zwar ohne dabei auf Brei als Beikost zurückzugreifen. Das Baby soll stattdessen verschiedene Lebensmittel erkunden und genießen, die es sich selbst aussucht und dann auch als stückigere Kost zu sich nimmt. Es lernt durch Nachahmen und Probieren eigenständig, neue Speisen zu akzeptieren – deshalb ist es wichtig, eine gesunde und vielfältige Kost anzubieten, damit sich dein Baby aus dieser Vielfalt dann seine bevorzugten Lebensmittel aussuchen kann.

Ab wann mit BLW starten? Der richtige Zeitpunkt

Wie mit der klassischen Beikost kannst du mit Baby-led Weaning ab einem Alter von 6 Monaten starten, bzw. sobald es die nötigen Beikostreifezeichen zeigt. Beim klassischen Baby-led Weaning (BLW) gibst du dem Baby aber keinen Brei, sondern beginnst nach dem Vollzeit-Stillen sofort mit fester Nahrung, die meist als Fingerfood gereicht wird. Expertinnen und Experten für Kleinkind-Ernährung weisen allerdings darauf hin, dass dieses konsequente Konzept nicht für (alle) Kinder mit gerade einmal 6 Monaten geeignet ist. Empfehlenswert ist es eher, das Beste aus beiden Welten zu wählen: Die vom Baby gewählte Beikost-Form kann nämlich sehr gut parallel zur herkömmlichen Beikost mit Brei und dem weiteren Stillen praktiziert werden. Ob dein Baby schon bereit dafür ist, erkennst du an den typischen Bekostreifezeichen.

Beikostreifezeichen: So erkennst du, ob dein Baby bereit für BLW ist

Die folgenden Punkte können dir helfen, zu erkennen, ob dein Baby bereit für Beikost in Form von Brei oder festen Nahrungsmitteln wie beim Baby-led Weaning ist:

  • Kopfhaltung
    Das Baby kann zu Beginn der Beikost problemlos seinen Kopf halten
  • Aufrechtes Sitzen
    Bei BLW muss das Kind etwas länger sitzen als beim klassischen Brei-Essen, es sollte deshalb schon (fast) von alleine, bzw. mit möglichst wenig Hilfe, sitzen können
  • Verlust des Zungenstoßreflexes
    Das Baby schiebt Nahrung nicht mehr reflexartig mit der Zunge aus dem Mund
  • Interesse am Essen
    Das Baby zeigt Interesse am Essen, greift nach Lebensmitteln und steckt sie in den Mund
  • Feinmotorische Fähigkeiten
    Das Baby kann Nahrungsstücke greifen und zum Mund führen, evtl. öffnet es schon den Mund, „wenn der Löffel kommt“

Baby-led Weaning: Start fürs Essen am Tisch

Der Start ins Baby-led Weaning ist auch der Anfang des gemeinsamen Essens als Familie am Tisch. Der gelingt am entspanntesten, wenn ihr die folgenden Punkte beachtet:

  • Wie bei der herkömmlichen Beikost wird auch beim BLW weiter gestillt (oder alternativ Säuglingsnahrung gegeben).
  • Dein Kind erfüllt die Beikostreifezeichen.
  • Ab dem 6. Monat sollten eisenhaltige Nahrungsquellen wie etwa Rindfleisch oder Hirseflocken mit auf dem Speiseplan stehen. Das solltest du auch beim BLW beherzigen. Achte darauf, dass du zu der Eisenquelle immer etwas Vitamin-C-haltiges Obst gibst, wie z.B. einen Orangenschnitz, da dies die Eisenaufnahme verbessert.
  • Baby-led Weaning hat das Ziel, dass sich das Baby in seinem Tempo an das Essen herantasten kann. Das bedeutet: Plane für genug Zeit  die Mahlzeiten  ein. Das Baby sollte idealerweise nicht müde sein, sonst landet der Großteil der Mahlzeit vermutlich auf dem Boden – oder in den Haaren.
  • Beim Baby-led Weaning gibt es, anders als bei der klassischen Beikost, keine Reihenfolge, in der die Lebensmittel eingeführt werden.
  • Meide vorerst kleine, runde Lebensmittel wie Trauben, Cocktailtomaten oder Erdnüsse – hier gibt es eine hohe Verschluckungsgefahr. Bestimmte Lebensmittel sollten wegen gesundheitlicher Gefahren tabu sein: Honig (erst ab 1 Jahr), rohe Eier, rohes Fleisch oder auch Rohmilch.

Kindgerechte Nahrungsmittel: Was kann mein Baby essen?

Für Baby-led Weaning einen sich weiche Lebensmittel, die gut zu greifen sind und die das. Baby als Fingerfood  greifen kann. Das gilt auch  in der Kombination mit klassischem Babybrei. Wir haben hier eine kleine Übersicht für den Start zusammengestellt, die dir als erste Inspiration dienen kann.

Geeignet für das Baby-led Weaning sind:

OBST

  • Gedünstete Apfel- oder Birnenstückchen
  • Banane
  • weiche Beerensorten (ggfls halbiert)

GEMÜSE, GETREIDE UND GEBÄCK

  • Kleine gedünstete Gemüsesticks (z.B. Kürbis, Süßkartoffel, Brokkoli, Zucchini, Pastinake, Karotte)
  • Klein geschnittene Avocado
  • In Stücke geschnittene Pfannkuchen (süß oder herzhaft)
  • Sehr weich gekochte, große Nudeln
  • Brotrinde
  • Zwieback ohne Zucker
  • Porridge mit Früchten

EIER, MILCHPRODUKTE, FISCH UND FLEISCH

  • Hartgekochte Eier
  • Omelette
  • Käsestückchen
  • Grätenfreier Fisch (z.B. Lachs)
  • Kleine, weich gekochte Fleischstückchen

Grafikübersicht mit Lebensmitteln, die gut für Baby-led Weaning geeignet sind.

Gemischte Beikost: Gehen auch Brei und Baby-led Weaning gleichzeitig?

Brei UND Baby-led Weaning: Das ist nicht nur möglich, die so genannte „gemischte Beikost“ wird aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sogar explizit empfohlen. Eltern, die ihrem Baby sowohl Brei als auch feste Nahrung anbieten, können die Vorteile beider Methoden nutzen. Das Baby kann die weiche Nahrung bestens aufnehmen und gleichzeitig lernen, auch feste Nahrung zu erkunden, zu greifen und zu kauen. So wird es schrittweise an feste Nahrung gewöhnt, das Konzept fördert außerdem eine ausgewogene Ernährung. So kannst du Babybrei selbst machen.

Eine gute Zusammenfassung zur Kombination von Baby-led Weaning und klassischer Beikost findet ihr auch beim Netzwerk Gesund ins Leben.

Vorteile BLW: Das bringt Baby-led Weaning

  • Fördert Selbstständigkeit: Das Baby lernt, eigenständig zu essen, Nahrung zu greifen und verschiedene Konsistenzen zu erkunden.

  • Trainiert Feinmotorik & Kiefer: BLW unterstützt die Entwicklung der Handmotorik und stärkt die Kiefermuskulatur.

  • Gesundes Essverhalten: Das Baby spürt von Anfang an seine natürlichen Hunger- und Sättigungssignale.

  • Gemeinsame Mahlzeiten: Viele Eltern schätzen, dass das Baby direkt am Familientisch mitisst.

  • Vielfalt kennenlernen: Durch das Mitessen probiert das Baby viele verschiedene Lebensmittel – das kann die Akzeptanz gesunder Nahrung fördern.

Kritisierte Punkte und unser Fazit mit praktischen Tipps

Es gibt auch Nachteile und Risiken: Viele Fachleute aus der Baby- und Kleinkind-Ernährung sowie Kinderärztinnen und -ärzte sehen reines BLW nicht uneingeschränkt positiv. Oft wird empfohlen, es nur unter bestimmten Voraussetzungen anzuwenden – zum Beispiel, wenn dein Baby wirklich beikostreif ist und genügend verschiedene Lebensmittel bekommt.

Mögliche Nachteile:

  • Nährstoffmangel: Besonders bei Eisen solltest du darauf achten, dass dein Baby ausreichend versorgt wird.

  • Zu wenig feste Nahrung: Wenn das Baby komplett selbst entscheidet, kann es passieren, dass es insgesamt zu wenig isst.

  • Verschluckungsgefahr: Da dein Baby größere Stücke selbst greift, besteht ein gewisses Risiko, sich zu verschlucken – deshalb sollte es beim Essen nie unbeaufsichtigt sein.

  • Mehr Aufwand: BLW bedeutet meist mehr Vorbereitung, extra passende Lebensmittel und etwas mehr Chaos beim Aufräumen.

Unsere BLW-Tipps als Fazit für dich

  • BLW sollte und darf nicht als universelle Lösung für Essprobleme dargestellt werden, weil sich motorische Fähigkeiten unterschiedlich schnell entwickeln und nicht jedes Baby schon mit 6 Monaten eigenständig essen kann.
  • BLW sollte eher als ergänzende Methode zu einer kindgerechten Ernährung verstanden werden, die an die individuellen Bedürfnisse des Babys angepasst wird.
  • Wenn du Brei und srtückige Kost abwechselst und mal zu viel hast: Brei kannst du gut vorbereiten und dann einfrieren.
  • Wenn du auch mal ein wenig schmunzeln möchtest: In unserer Kolumne über den Alltag mit Kindern haben wir auch schon über den Beikoststart nachgedacht.

Foto-Credit: unsplash.com/@daen_2chinda

Häufig gestellte Fragen

Ab wann sollte die Beikost starten?

Der Start der Beikost sollte zwischen dem Beginn des 5. und dem des 7. Lebensmonates liegen. Warum diese Zeitspanne? Weil jedes Baby seinen eigenen Rhythmus hat. Wichtig ist, auf die passenden Zeichen der Beikostreife zu achten.

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