Inhalt:
1. Warum Eltern zu pflanzlichen Milchalternativen greifen
2. Ist Sojamilch für Babys geeignet?
3. Vorteile und Risiken von Sojaprodukten bei Kindern
4. Was gilt bei Soja für Kleinkinder?
5. Alternativen zur Sojamilch für Babys
Immer mehr Eltern suchen nach pflanzlichen Alternativen zu Kuhmilch, sei es aus ethischen, gesundheitlichen oder ernährungsbedingten Gründen. Besonders Sojamilch steht dabei oft im Fokus, denn sie enthält wertvolles pflanzliches Eiweiß und ist längst kein Nischenprodukt mehr. Doch ist Sojamilch für Babys überhaupt geeignet? Und ab wann kann ein Baby Soja in Form von Joghurt oder Getränken zu sich nehmen?
Die Empfehlungen von Fachgesellschaften und Ärzt*innen sind hier klar und dennoch bestehen viele Unsicherheiten. In diesem Artikel klären wir auf: Welche Rolle Soja-Produkte für Babys und Kleinkinder im Speiseplan spielen können, wann Vorsicht geboten ist und welche Alternativen es gibt.
Warum Eltern zu pflanzlichen Milchalternativen greifen
Ob durch eine Laktoseintoleranz, eine vegane Ernährung bei Kleinkindern oder wegen Milcheiweißallergien: die Gründe, warum Eltern pflanzliche Alternativen zur Kuhmilch suchen, sind vielfältig. Besonders Sojamilch ist beliebt, da sie im Vergleich zu anderen pflanzlichen Milchsorten relativ proteinreich ist. Sie gilt damit als die pflanzliche Milch, die Kuhmilch ernährungsphysiologisch am nächsten kommt. Das Thema Soja-Milch vs. Kuhmilch ist durchaus eines, das viele Diskussionen auslöst.
Auch Soja-Joghurt für Babys wird häufig nachgefragt, vor allem, wenn der Umstieg auf Beikost ansteht und Kuhmilchprodukte (noch) keine Option sind. Doch hier gilt: Nicht jede pflanzliche Alternative ist automatisch für die Kleinsten geeignet. Für die Gabe von Sojamilch für Babys und Kleinkinder braucht es im Idealfall ein bisschen Hintergrundwissen.
Ist Sojamilch für Babys geeignet
Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, Sojamilch ist kein geeigneter Ersatz für Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung. Handelsübliche Sojadrinks enthalten zwar Eiweiß und Kalzium (sofern angereichert), sie liefern jedoch nicht die Nährstoffe, die ein Säugling im ersten Lebensjahr braucht und sind zudem weit entfernt von der Nährstoffzusammensetzung in Muttermilch.
Daher gilt: Sojamilch und Soja generell ist für Babys unter einem Jahr nicht geeignet. Ernährungsexpert:innen und Kinderärzti:nnen empfehlen, frühestens ab dem 1. Geburtstag über den Einsatz von Sojamilch nachzudenken. Dies ist also analog zur Kuhmilch, die ebenfalls für Babys unter 1 Jahr nicht empfohlen wird, außer als Zutat im Milch-Getreidebrei.
Eine Ausnahme stellt spezielle Soja-Säuglingsnahrung dar. Diese Produkte sind auf die Nährstoffbedürfnisse von Säuglingen abgestimmt und kommen in der Regel nur bei bestimmten Erkrankungen wie Kuhmilchproteinallergie zum Einsatz, ebenfalls nur unter ärztlicher Aufsicht.
Eine Ausnahme stellt spezielle, industriell hergestellte Soja-Säuglingsnahrung dar. Diese Produkte sind auf die Nährstoffbedürfnisse von Säuglingen abgestimmt und unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Zusammensetzung. Aufgrund des hohen Gehalts an Phytoöstrogenen im Sojaprotein sind diese Säuglingsnahrungen nur für Babys mit bestimmten Erkrankungen wie Kuhmilchproteinallergie, einem erblich bedingten Lactasemangel oder einer Galactosämie empfohlen.
Sojabasierte Säuglingsnahrungen können auch eine Alternative für Kinder sein, deren Eltern sich für eine vegane Ernährung entschieden haben. Die Einnahme sollte in beiden Fällen gut mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin abgestimmt werden.
Empfehlungen zur Sojamilch für Babys: das sagen die Fachgesellschaften:
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, im ersten Lebensjahr keine pflanzlichen Milchalternativen wie Sojadrinks zu verwenden. Diese sind kein Ersatz für Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung. [1]
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass handelsübliche Sojamilch nicht für Säuglinge geeignet ist: aufgrund fehlender Nährstoffzusammensetzung und möglicher hormoneller Wirkungen durch Phytoöstrogene. [2]
- Die European Food Safety Authority (EFSA) sowie die DGE empfehlen speziell hergestellte Soja-Säuglingsnahrung nur nach Rücksprache mit Kinderärzten und -ärztinnen, etwa bei nachgewiesener Kuhmilchproteinallergie. [3]
Vorteile und Risiken von Sojaprodukten bei Kindern
Soja punktet auf den ersten Blick mit einigen Vorteilen: Es liefert hochwertiges pflanzliches Eiweiß, enthält kein Cholesterin und ist oft reich an Eisen. Für vegetarisch oder vegan lebende Familien kann das eine wichtige Rolle spielen. Und auch Familien ohne besondere Ernährungsform wünschen sich abwechslungsreiche Speisepläne und Möglichkeiten, verstärkt auf pflanzenbasierte Kost zu setzen.
Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen, insbesondere im Hinblick auf die enthaltenen Phytoöstrogene (pflanzliche Hormone), die in Soja vorkommen. Diese Isoflavone stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, wobei aktuelle Studien hier keine eindeutige gesundheitliche Gefährdung bei normalem Konsum zeigen. Die Datenlage ist allerdings noch nicht abschließend, so dass viele Expert:innen eher dazu raten, vorsichtig zu sein.
Außerdem zählt Soja zu den häufigeren Allergenen im Kindesalter. Deshalb sollten Sojaprodukte langsam und gezielt eingeführt werden und im Falle von Fragen und Unsicherheit ärztliche und ernährungswissenschaftliche Beratung eingeholt werden.
Potenzielle Vorteile
- Proteinversorgung: Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh und Sojamilch sind gute Quellen für hochwertiges und leicht verdauliches Protein.
- Nährstoffgehalt: Soja enthält wichtige Nährstoffe wie Eisen, Kalzium und B-Vitamine.
- Gesundheitsfördernde Eigenschaften: Einige Studien deuten auf positive Auswirkungen von Soja auf die Gesundheit hin, z.B. im Hinblick auf Krebsprävention.
Mögliche Nachteile
- Hormonelle Wirkung: Soja enthält Isoflavone, die eine östrogenähnliche Wirkung im Körper haben können. Insbesondere bei Säuglingen kann dies zu hormonellen Ungleichgewichten führen.
- Allergien: Soja ist ein häufiges Allergen, und der Verzehr kann bei Kindern zu allergischen Reaktionen führen.
- Nährstoffaufnahme: Soja enthält Phytate, die die Aufnahme von bestimmten Mineralstoffen und Spurenelementen beeinträchtigen können. Dieser Artikel von Ökotest beschreibt das sehr gut.
Was gilt bei Soja für Kleinkinder?
Sobald Kinder das erste Lebensjahr vollendet haben, werden die Ernährungsempfehlungen etwas lockerer. Sojamilch kann dann (in Maßen) Teil einer ausgewogenen Ernährung sein. Vorausgesetzt, das Kind verträgt Soja gut und es liegen keine medizinischen Bedenken vor.
Sojamilch für Kleinkinder sollte möglichst angereichert (z. B. mit Kalzium, Vitamin B12, Vitamin D) und ungesüßt sein. Sie kann dann in Speisen wie Breien, Müslis oder Smoothies eingebunden werden. Ein vollständiger Ersatz für Kuhmilch ist sie aber auch in diesem Alter nicht, besonders, wenn das Kind viel Energie und Fett benötigt.
Auch andere Sojaprodukte wie Tofu kannst du ab und zu in den Speiseplan einbauen. Das ist im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung auch sehr sinnvoll, denn eure Teller sollen bunt und vielfältig sein. Achte dabei immer auf gute Qualität, und nimm wenn möglich Bio-Produkte. (Hinweis: Bio-Produkte dürfen allerdings nicht mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sein, daher greift der Tipp mit der angereicherten Sojamilch oben nicht bei Bio-Produkten).
Merke: Sojamilch ist für Kinder nicht schädlich. Es kommt wie immer auf die Menge an. Warte einfach ab, bis dein Kind alt genug ist und sei dann kreativ und abwechslungsreich.
Alternativen zur Sojamilch für Babys
Prinzipiell gilt, dass keine pflanzliche Milch als Muttermilchersatz für Babys geeignet ist. Im ersten Lebensjahr kommt als Alternative zur Muttermilch nur eine industriell hergestellte Säuglingsnahrung in Frage. Diese gibt es klassischerweise auf Basis von Kuhmilch. Es gibt aber auch Säuglingsnahrungen auf Basis von Ziegenmilch, Sojaprotein oder Molkenhydrolysaten.
Kuhmilch kann zur Zubereitung des Milch-Getreide-Breis im zweiten Lebenshalbjahr verwendet werden. Pflanzliche Milchalternativen sind für die Zubereitung dieses Breis aufgrund der abweichenden Nährstoffzusammensetzung nicht empfohlen.
Neben Soja gibt es eine ganze Reihe anderer pflanzlicher Milchsorten, die für Babys und Kleinkinder jedoch ebenfalls nur eingeschränkt geeignet sind. Ein kurzer Überblick:
- Hafermilch: Gut verträglich, aber arm an Eiweiß; nicht geeignet für Babys unter 1 Jahr.
- Reismilch: Enthält oft Arsenrückstände – für Babys nicht empfohlen.
- Kokosmilch: Fettreich, aber nährstoffarm; eher als Zutat denn als Getränk geeignet.
- Kindermilch: Industriell hergestellte Milch auf Kuhmilch-Basis für Kleinkinder ab 1 Jahr; enthält zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe. Erst ab einem Alter von 12 Monaten empfohlen.
Empfehlung
Auch bei den Alternativen zu Sojamilch gilt: Eine Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt ist sinnvoll, um den individuellen Bedarf des Kindes abzuklären.
Soja-Joghurt für Babys – ja oder nein?
Für Soja-Joghurt gilt ähnlich wie für Sojamilch: Bei einem Baby bis 12 Monate lieber verzichten. Für Kleinkinder ist Soja-Joghurt aber eine mögliche Ergänzung für den Speiseplan, sofern dein Kind Soja verträgt und keine Allergie besteht. Starte mit einer kleinen Menge und achte auf ungesüßte Produkte ohne Zusatzstoffe, idealerweise in Bio-Qualität.
Soja-Joghurt für Kleinkinder eignet sich zum Beispiel als Zutat für Obstbrei oder Porridge. Er sollte jedoch nicht täglich und nicht in großen Mengen gegeben werden – und auch hier gilt: Bei Unsicherheiten ist der Austausch mit medizinischem Fachpersonal hilfreich.
Fazit und Empfehlung
Sojamilch ist für Babys unter einem Jahr nicht geeignet und ersetzt weder Muttermilch noch Säuglingsnahrung. Ab dem Kleinkindalter kann sie in Maßen Teil eines abwechslungsreichen Speiseplans sein. Auch Soja-Joghurt kann im Kleinkindalter als Ergänzung zum Speiseplan hin und wieder sinnvoll sein – vorausgesetzt, das Kind verträgt Soja.
Eltern sollten auf hochwertige Produkte achten, die möglichst wenig Zusatzstoffe oder Zucker enthalten und idealerweise mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind. Eine individuelle Beratung durch Kinderärztinnen oder Ernährungsexpertinnen hilft dabei, den besten Weg für die eigene Familie zu finden.
Weitere verlässliche Informationen findest du beispielsweise auf der Seite kindergesundheit-info.de
Quellen:
[1] https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/kuhmilch-und-pflanzliche-milchalternativen-dge-positionspapier/
[2] https://www.bfr.bund.de/cm/343/sojahaltige-lebensmittel-und-nahrungsergänzungsmittel-gesundheitliche-aspekte.pdf
[3] https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3760
Häufig gestellte Fragen
Warum keine Sojamilch für Babys?
Normale Sojamilch aus dem Supermarkt ist für Babys nicht geeignet, weil sie nicht die Nährstoffzusammensetzung hat, die Säuglinge im ersten Lebensjahr brauchen. Sie enthält zu wenig Energie, Eiweiß und bestimmte Vitamine und Mineralstoffe. Außerdem können die in Sojabohnen vorkommenden pflanzlichen Hormone (Isoflavone) in hohen Mengen problematisch sein. Für Babys gibt es daher nur zwei sichere Optionen: Muttermilch oder industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung. Sojabasierte Spezialnahrungen sind zwar verfügbar, werden aber nur in besonderen Fällen und nach ärztlicher Empfehlung eingesetzt.
Ab wann dürfen Kinder Sojamilch trinken?
Nach dem 1. Geburtstag können kleine Mengen Sojadrink (ungesüßt und am besten angereichert mit Vitaminen) Teil einer abwechslungsreichen Ernährung sein. Auch Soja-Joghurt kannst du dann ab und zu in den Speiseplan integrieren.
Wie erkenne ich die sichere Sojanahrung für Säuglinge?
Grundsätzlich gilt: Spezielle Sojanahrung für Säuglinge solltest du nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt/ der Kinderärztin geben. Sie ist im Handel als „Spezialnahrung“ gekennzeichnet Achte darauf, dass sie die Bezeichnung „Säuglingsanfangsnahrung“ oder „Folgenahrung“ trägt und die EU-Richtlinien für Säuglingsnahrung erfüllt. Ein Blick auf das Etikett zeigt diese diese Informationen.